Mittendrin.

Mittendrin.

Ich habe gerade mal wieder geschrien. Wegen irgendeiner Nichtigkeit. Mal ist es ein umgeschüttetes Glas. Mal ist es nach dem dreißigsten "MAMAAAAAAA"-Ruf innerhalb von zehn Minuten. Mal ist es das Hauen des kleinen Bruders. Und manchmal weiß ich den Grund gar nicht so genau.

Ganz egal, was es ist. Meine erhobene Stimme, meine Wortwahl und meine unkontrolliert herausgeschossenen Gefühle tun mir sofort wieder leid.
Da hilft dann eigentlich nur eines: Ich beuge mich herunter, nehme das Kind fest in die Arme und entschuldige mich. Ich erkläre, dass diese ungefilterte Reaktion nicht die Schuld des Kindes ist, sondern meine eigene. Dass ich einen Moment vergessen habe, wer von uns die Erwachsene ist.
Ich hab dich lieb, so, wie du bist. Es tut mir leid.
Oft mache ich es so.
Und viel zu oft vergesse ich es. Bin gefangen in einer viel zu schnellen, viel zu aufreibenden Situation - und der Moment verstreicht.

Abends, wenn ich erschöpft von einem wieder mal turbulenten, hektischen Tag im Bett liege, fallen mir die Momente wieder ein.
Der Moment, in dem ich geschimpft habe, weil das Glas nicht ein Mal, sondern drei Mal umgefallen ist. Mit Abstand kann ich sehen, wie großartig es ist, dass meine Tochter versucht, sich alleine Wasser einzuschenken.
Der Moment, in dem "Mamaaaaa" gerufen wurde, weil endlich mal wieder das große Geschäft auf der Toilette erledigt und meine Hilfe benötigt wurde.
Der Moment, in dem meine Große ihrem kleinen Bruder fünf Mal erklärt hat, dass das Buch mit den "echten Seiten" noch nichts für Babys ist. Wie toll sie ihm die Welt erklärt, bevor sie die Geduld verliert!

Abends, wenn ich bei mir bin, wenn ich nicht von einer Situation, in der ich sofort reagieren muss, in die nächste stolpere, dann sehe ich es.
Und all die wunderbaren Momente, die stolz machen, die Selbstständigkeit (und manchmal auch Abhängigkeit) zeigen, lassen mich in Tränen ausbrechen. Weil ich sie nicht erkannt habe.
Oft liege ich dann da und fühle, dass ich eine fürchterlich schlechte Mama bin. In den Situationen gefangen, nicht über ihnen stehend. Nein, knietief und manchmal noch viel weiter drin.

Und dann bin ich so unendlich dankbar für meinen Mann, der mich in den Arm nimmt, mir die Tränen wegwischt und mir sagt: "Du. Bist. Die. Beste. Mama. Für. Unsere. Kinder."

Denn das bin ich. Mit meiner manchmal zu kurzen Zündschnur. Mit der Fähigkeit, mich zu entschuldigen. Mit meiner Liebe und Wärme. Mit meiner Art, den Kindern unsere Welt zu erklären. Mit meiner Authentizität. Mit meinem eigenen Rucksack voller Emotionen in allen Facetten. Ich bin ihre beste Mama.

Und ihr seid das auch!

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